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Altdorf

Nominiert in 2024

Leitwort Pragmatismus

Der Verkehrsknoten Altdorf entstand durch den Willen, diese Eisenbahnhaltestelle auf der Gotthard-Achse zu einem Knotenpunkt von kantonaler Bedeutung zu machen. Das Projekt war von viel Pragmatismus und einem langen Planungsprozess geprägt. Heute steht ein bemerkenswertes multifunktionales Gebäude am ehemaligen Standort des Bahnhofs. Die Busanschlüsse konnten trotz einer Verdoppelung der Anzahl Busse auf derselben Fläche wie zuvor untergebracht werden. Die Unterführung wurde verlängert, um beide Seiten der Bahngleise zu bedienen. Auch die Stadtentwicklung in der Umgebung des Bahnhofs wurde in Angriff genommen. Die Jury hob den sehr pragmatischen Ansatz und das schrittweise Vorgehen bei der Umgestaltung hervor.

Leistungskennzahlen

1. Ein langsames Heranreifen der Umgestaltung

Aus geografischen und historischen Gründen war der Bahnhof der Kantonshauptstadt Uri lange ein Nebenbahnhof. Tatsächlich hielten die Züge hauptsächlich in Flüelen (Verbindung zur Schifffahrt) und Erstfeld (Zusatzlokomotive für die Gotthardstrecke). Den Bahnhof Altdorf zum Kantonsbahnhof zu erheben, war ein lang gehegter Wunsch, der bereits im kantonalen Programm 2004–2008 besprochen wurde. Doch erst die Testplanung und die Raumentwicklung Unteres Reusstal (REUR) im Jahr 2006 legten den Grundstein für die weitere Entwicklung. Es bedurfte ausserdem der Revision des Nutzungsplans, der Ausarbeitung eines allgemeinen Mobilitätskonzepts und einer Testplanung für den Bahnhofsbereich, um die Grundsätze für die Umgestaltung des Bahnhofs festzulegen. Die ersten Quartierpläne wurden 2014 erstellt, doch markierte vor allem die Ausschreibung für das Bahnhofsgebäude in den Jahren 2016–2017 einen Wendepunkt. Die SBB zeigte kein besonderes Interesse daran, einen neuen Bahnhof zu gestalten. Es war die Urner Kantonalbank, die das Projekt trug, das Gebäude finanzierte und baute, und dadurch eine tiefgreifende Umwandlung des Standorts anstiess.

Die Tatsache, dass heute sowohl S-Bahn-Linien als auch IC- und EC-Züge in Altdorf halten, zeugt von der geografischen Attraktivität des Standorts für den Pendelverkehr in Richtung Luzern, Zug und Zürich, wie auch nach Bellinzona (35 min) und Locarno (50 min). Die Anpassung an diese Bedürfnisse bedingte eine Verlängerung der Perrons von 220 auf 450 m.

2. Ein preisgekröntes Gebäude und ein zweigestaltiger Bahnhof

Das Bahnhofsgebäude wurde 2022 mit dem Architekturpreis Swiss Arc Arward ausgezeichnet. Das sechsstöckige Bauwerk überzeugt mit seiner eleganten und schlichten Architektur. Es verfügt über eine Nutzfläche von 8900 m2 und bietet Platz für rund 400 Arbeitsplätze und 96 Parkplätze. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gastronomie-Bereich und in den oberen Stockwerken sind verschiedene Aktivitäten und Unternehmen angesiedelt, darunter die Kantonalbank.

Die alte Unterführung wurde zum Westen hin verlängert, um auf dieser Seite den Zugang zu den Schienen zu ermöglichen. Auf der Ostseite führen die Treppe und eine Wendelrampe in das Bahnhofsgebäude. Die 4,00 m breite und 2,50 m hohe Unterführung wurde beibehalten und auf 49,00 m verlängert. Diese pragmatische (und aus Sicht des Verkehrsflusses ausreichende) Entscheidung steht im leichten Widerspruch zur Grosszügigkeit des neuen Bahnhofsgebäudes. Die Rampen an beiden Enden der Unterführung weisen eine Steigung von 10-12 Prozent auf. Auf „Stadtseite“ ermöglicht die spiralförmige Rampe einen Raumgewinn zugunsten der Geschäftsflächen im Erdgeschoss, aber die Lesbarkeit der Fussgängerwege an der Verbindung zum Bahnhofsplatz ist weniger klar.

Zur Stadt hin wird der Bahnhofsplatz hauptsächlich von lokalen und regionalen Buslinien bedient. Ein gerader Busperron grenzt an den Fuss des Gebäudes an. Die anderen Busse halten an einer trapezförmigen Haltekante in der Mitte des Platzes. Diese Anordnung bietet Platz für 6 Busse (früher 3) und ermöglicht Abfahrten in beliebiger Reihenfolge. Die Schnellbusverbindung nach Luzern wurde auf der Westseite des Bahnhofs eingerichtet, die auch von der Autobahn aus besser erreichbar ist. Aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse war es in der Tat unmöglich, alle Busse auf derselben Seite des Bahnhofs zu vereinen.

Zahlreiche Fahrradstellplätze und einige P+R-Plätze vervollständigen die Einrichtungen auf beiden Seiten.

Es mag jedoch erstaunen, dass die SBB-Schalter in das alte Nebengebäude des Bahnhofs neben dem Coop verlegt wurden, statt in das neue Gebäude der Kantonalbank.

3. Die Herausforderungen der Verkehrsberuhigung

Der Standort strahlt ein mineralisches, aber dennoch kohärentes Gesamtbild aus. Die Hauptstrasse führt am Bahnhof vorbei und die Umgebung ist verkehrsberuhigt gestaltet (Zone 30). Auch wenn alle Vorkehrungen getroffen wurden, um Fussgänger, Velofahrer und Busse zu integrieren, bleibt das Gesamtbild doch verkehrslastig. Dies liegt vor allem an den Fahrbahnen für die Busse, die grösstenteils auf dem Bahnhofsplatz wenden. Die Schwierigkeit, den Durchgangsverkehr mit der Umgebung eines Bahnhofs in Einklang zu bringen, wurde bereits mehrfach an anderen Standorten festgestellt.

4. Städtebauliche Herausforderungen

Eine der Stärken des Projekts war es, den Ort mit einem „hohen“ Gebäude zu markieren. Dieses Zeichen in der Landschaft stellt einen Ankerpunkt dar. Seither wurden mehrere fünf- bis sechsstöckige Wohngebäude gebaut und weitere Veränderungen sind vor allem auf der Westseite absehbar, doch wird die Entwicklung wahrscheinlich Jahre dauern.