Flawil
Nominiert im 2021
1. Pragmatismus und Bescheidenheit bei der Gestaltung eines Platzes, den die Bevölkerung täglich nutzt
Mit dem Projekt sollte das Gelände vor dem Bahnhof in einen grossen rechteckigen Platz mit hellen Farben umgestaltet werden, der sozusagen als multifunktionaler und vielseitig nutzbarer Teppich ausgerollt wird.
Der Platz befindet sich in der Tempo-20-Zone und ist ein echter Begegnungsort. Die Postautos halten vor dem alten Bahnhofsgebäude auf der Ostseite, während sich die Parkplätze und ein Teil der Veloabstellplätze gegenüber auf der Westseite befinden. Auch die Bahnhofstrasse wurde neu gestaltet. In dieser Zone ist zudem ein neues urbanes Projekt geplant.
Zu betonen gilt es den Pragmatismus, den die Gemeinde an den Tag gelegt hat, um einen Bahnhof mit veralteter Infrastruktur aufzuwerten. Die Ausstattung ist bescheiden. Trotzdem ist der Platz deutlich belebter als vorher, wodurch verschiedene Bevölkerungsgruppen besser integriert werden können.
Die Geschäfte am Platz sprechen sie alle an: Café im neuen Wohngebäude, Migrolino mit langen Öffnungszeiten in einer Art kleinem Hangar, Dönerimbiss beim Eingang zur Unterführung und eine sehr schöne Lebensmittelabgabe im ehemaligen Bahnhofsgebäude.
Ein neues Wohngebäude zum Platz hin schliesst die Strasse ab. Es ist sowohl für Familien als auch für Pensionierte und Personen gedacht, die Unterstützung im Alter brauchen.
2. Den Bahnhofplatz beleben
Ein Tonkünstler wohnt vorübergehend in einem Container in der Mitte des Platzes. Er lädt die Leute ein, mit ungewöhnlichen Instrumenten und verrückten Klangmaschinen zu experimentieren. Dieser kulturelle Aspekt belebt den Platz zusätzlich und gibt Familien einen weiteren Grund, zum Bahnhof zu gehen.
Die Mauer einer Baumrabatte und jene zum Parkplatz wurden mit Sitzbänken versehen. Ein Brunnen und einige freistehende Bänke bieten ebenfalls Platz, um zu plaudern und zu verweilen.
Die Postautos halten vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude und fahren im Gegenuhrzeigersinn um eine kleine Mittelinsel. Die Haltestelle ist gedeckt und verfügt über eine digitale Anzeige. Auf dem Platz verkehren nur wenige Autos, aber die Durchfahrt scheint trotz einigen Pfosten und Lichtmasten etwas verwirrend zu sein.
Die Gemeinde testet auch ein Ruftaxi und einen Ortsbus als Ergänzung zu den PostAuto-Linien. Diese Möglichkeiten sollen die effektiven Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken.
Das Beispiel Flawil zeigt, wie schwierig es ist, einen Bahnhof zu modernisieren, der aus einer anderen Epoche stammt: Zum 400 Meter langen Mittelperron gelangt man nur über eine weit entfernte, nicht querende Unterführung. Auch in einem Bahnhof, der von Fernverkehrszügen bedient wird, sind seitliche Perrons geeigneter als ein Mittelperron, damit wenigstens eines davon direkt von der Stadt her zugänglich ist. Der Bahnhof verfügt zwar an seinem südlichen Ende über eine zweite Unterführung, die jedoch sehr eng ist. Sie unterquert die Gleise, ist allerdings wenig einladend und alt. Die Gemeinde plant deshalb eine Passerelle weiter westlich, die die Gleise überquert und zum Perron führt.