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Gland

Nutzungsspezifische Massnahmen und Infrastruktur haben denselben Stellenwert

Nominiert im 2020

Leistungskennzahlen

1. Wo früher die Eisenbahn die Stadt teilte, ist heute ein belebter Übergangsort entstanden, an dem auch der Wochenmarkt stattfindet

In Gland war das Bahnhofsgebiet quasi ein Nicht-Ort. Schrittweise verwandelt es sich nun in einen attraktiven, lebendigen Bereich mitten in der Stadt.

Gland liegt auf halber Strecke zwischen Lausanne und Genf, und die Reisebedürfnisse sind in beide Richtungen gleich stark ausgeprägt. Mit der schweren Last, als Schlafstadt abgestempelt zu sein, was bereits seit 30 Jahren nicht mehr den Tatsachen entspricht, kämpfte die Gemeinde für Zugverbindungen im Halbstundentakt und rang um die Integration der Eisenbahnstrecke, die die Ortschaft geografisch und physisch entzweischneidet.

Ab 2011 wurde der Platz am Gare Nord zu einer Begegnungszone umgestaltet – mit einfachen Mitteln, die mittlerweile zum Markenzeichen des Areals geworden sind: Grosse Holzellipsen verlangsamen den Verkehr und dienen gleichzeitig als Sitzgelegenheiten. Eine avec-Filiale, die auch den SBB-Ticketverkauf und die Auskunft sicherstellt, wurde neben dem alten Bahnhofsgebäude errichtet. Zwischen 2015 und 2017 wurden die Perrons erhöht und Lärmschutzwände installiert. Dieses Datum und die Schaffung einer grosszügigen Unterführung markierten den Wendepunkt: Seither wird der Bahnhof als natürliche Passage und Verbindung zwischen dem Süden und Norden der Stadt gesehen. Auch die Bedeutung des Wochenmarkts, der jeweils mittwochs zwischen 16.00 und 20.00 Uhr auf dem Bahnhofsplatz stattfindet, gilt es herauszustreichen. Dieser Markt ist eine beliebte lokale Veranstaltung. Auf dem Heimweg von der Arbeit halten die Menschen hier nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für ein kleines Schwätzchen gerne inne.

2. Ausstattung und zentrale Lage

Um die Bedeutung des Bahnhofs als zentralen Dreh- und Angelpunkt noch weiter zu stärken, plant die Gemeinde den Umzug der Gemeindeverwaltung auf das südliche Bahnhofsareal. Und entlang der Gleise Richtung Genf soll ein Quartier mit 500 zusätzlichen Arbeitsplätzen und 500 weiteren Einwohnerinnen und Einwohnern entstehen.

Am Bahnhof gibt es zahlreiche Veloabstellplätze, eine Veloselbstverleih-Station und einen oberirdischen P+Rail-Parkplatz mit rund 200 Plätzen. Die Buslinien befinden sich, abhängig vom jeweiligen Fahrziel, nördlich oder südlich der Gleise. Seit der Anhebung der Bahnsteige verbindet eine Überdachung die verschiedenen Gebäude, wodurch der Bahnhof – trotz der bunt zusammengewürfelten Elemente – als bauliche Einheit wahrgenommen wird.

3. Beispielhafte Unterführung für Fussgänger und Velos

Die Unterführung ist besonders gut gelungen: eine stark frequentierte Verbindung innerhalb der Gemeinde. Auf der Nordseite sind die Rampen für Velofahrer und Fussgänger räumlich voneinander getrennt, auf der Südseite hingegen gibt es eine gemeinsame Rampe für alle. Die Velostrecke ist so geführt, dass sie die Fussgängerzugänge zu den Bahnsteigen nicht behindert. Mittels Höhenunterschied und durchgängiger Einfassung sind die Wege von Velofahrern und Fussgängern klar getrennt. Auf Höhe der Mittelachse wird die Unterführung von natürlichem Licht erhellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gland gezeigt hat, dass nutzungsspezifische Massnahmen (Begegnungszone, Wochenmarkt) ebenso wichtig sind wie Infrastrukturmassnahmen, um das Image eines Bahnhofsquartiers zu verändern, seine Attraktivität zu steigern und es zu beleben.