Skip to main content

Lugano

Nominiert im 2019

1. Gedeihen eines urbanen Knotenpunkts

Mit Abschluss der Modernisierung im Jahr 2017 hat sich der Bahnhof Lugano zu einem sehr einladenden, funktionalen Komplex entwickelt. Der Bahnhofsplatz ist Fussgängerzone, steht aber Bussen und Taxis offen.

Die Anlage bietet einen wunderbaren Blick auf die Kathedrale, den See und die Stadt. Die topografische Lage auf halber Höhe erschwert zwar den Zugang, entschädigt dafür jedoch mit herrlichen Aussichtspunkten.

Ursprünglich befand sich das Bahnhofsgebiet in einem abgelegenen Randbezirk, der von den Eisenbahnschienen zerschnitten wurde und später unter dem hohen Verkehrsaufkommen litt. Erklärtes Ziel war es, eine Verbindung dieses Quartiers an die Unterstadt zu schaffen und den Autoverkehr im vergrösserten Stadtzentrum neu zu gestalten. Im Agglomerationsprojekt ist festgeschrieben, das Seeufer mit den 50 000 Fahrzeugen pro Jahr durch den Bau einer Nordumfahrung zu entlasten und mithilfe einer neuen Streckenführung unter dem SBB-Bahnhof eine direktere Regionalzugverbindung ab dem Flughafen Agno zu schaffen. Die aktuelle Strecke wird zu einer sogenannten «Voie verte» umgebaut, einer touristischen Route, die dem Fuss- und Veloverkehr vorbehalten ist.

Das Projekt erforderte mehrere Reflexions- und Wettbewerbsphasen, darunter der Wettbewerb aus dem Jahr 2005, bei dem die grosse Bedeutung einer Verbindung zwischen Unter- und Oberstadt bestätigt wurde. 2007 wurde die Unterführung Süd verlängert, um eine Verbindung mit dem westlich gelegenen Quartier zu schaffen. Während der ersten, grossen Etappe des Bahnhofumbaus, die 2017 zum Abschluss gelangte, wurden der Vorplatz für Fussgänger und Busse fertiggestellt, eine zweistöckige Halle am Ausgang der Unterführung Süd errichtet, das historische Gebäude renoviert, die Standseilbahn modernisiert und ein direkter Fussgängerweg in die Stadt angelegt. In dieser Etappe lag der Fokus auf der Halle, die die untere Ebene mit dem Vorplatz verbindet und das neue Herzstück des Bahnhofs werden wird. Reisende, die durch die Unterführung kommen, werden mit dem Versprechen auf eine herrliche Aussicht über eine breite Treppe nach oben auf den Vorplatz geführt. Ebenso grosszügig präsentieren sich die Wege für jene, die von der unteren Hallenebene aus die Standseilbahn nehmen möchten oder sich zu den Treppen begeben, die direkt in die Unterstadt führen. Der Rand des Vorplatzes ist mit Stufen versehen, die dazu einladen, Platz zu nehmen und den Blick über die Stadt zu geniessen. Die Umwandlung in eine Fussgängerzone erleichtert auch den Übergang zur Haltestelle der Ferrovie Luganesi (FLP) über die bereits bestehende Überführung und Rampe. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Schnittstelle noch nicht komplett fertiggestellt. So halten sämtliche Postautos beispielsweise am Ende des Vorplatzes, weit von der neuen Halle entfernt und ohne die erforderlichen Hinweise für gelegentliche Reisende. Allerdings handelt es sich nur um Übergangssituation, so wie dies auch bei den Stadtbushaltestellen auf dem Vorplatz der Fall ist.

Im Zuge der nächsten grossen Umbauetappe werden alle Busse nordwestlich des Bahnhofs zusammengelegt und erhalten eine direkte Anbindung an die Unterführung Nord. Zudem wird ein unterirdisches Parkhaus mit 400 Stellplätzen gebaut werden. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant.

Vervollständigt wird das Projekt anschliessend durch die neue unterirdische Tram-Trains-Strecke der FLP (Lugano-Ponte-Tresa-Bahn), zu der auch eine senkrecht zu den SBB-Gleisen liegende Haltestelle gehört. Diese neue Haltestelle wird in grosser Tiefe errichtet, bietet aber auch einen direkten Zugang zum künftigen Busbahnhof und zur Unterführung Nord des Bahnhofs.
Das Beispiel Lugano zeigt eindrücklich, dass der Umbau eines Bahnhofs zu einem städtebaulich eingebundenen Verkehrsknotenpunkt bedeutende Veränderungen mit sich bringt. Diese können nur in Etappen erfolgen. Die erste, nun vollendete grosse Etappe ist ein klares Bekenntnis pro Fussgänger und für den öffentlichen Verkehr. Nun gilt es den Masterplan für das Quartier zu Ende zu bringen.