Zürich Altstetten
Nominiert im 2021
1. Gestärkte kombinierte Mobilität an einem vielseitig genutzten Ort
Der Bahnhof Zürich Altstetten versprüht keinen besonderen Charme, steht jedoch für die Effizienz eines Bahnhofs in einem Wohn- und Geschäftsviertel, das sich laufend verändert.
Das Gebiet ist von Verkehrsinfrastruktur geprägt (Autobahn in 200 Meter Entfernung, Autobahnkreuz und querendes Viadukt in 300 Meter Entfernung, Bahnlinie Bern–Zürich), die unmittelbare Umgebung des Bahnhofs ist jedoch vom dichten Verkehr nicht touchiert. Der öffentliche Nahverkehr sowie der umfangreiche Personen- und Veloverkehr werden hier systematisch priorisiert. Dies geht auf den regionalen Richtplan der Stadt Zürich zurück. Dessen Mobilitätsstrategie reagiert auf die erwartete Entwicklung: +40 Prozent Fahrgäste am Bahnhof bis 2050, +80 000 Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton bis 2040.
2. In ständigem Wandel
Ein Bahnhof in einem solchen Kontext ist naturgemäss einer stetigen Entwicklung unterworfen. Das Tram Zürich-West (Linie 4) wurde 2011 bis zur Nordseite des Bahnhofs verlängert. Im Jahr darauf wurde der Vulkanplatz mit der Wendeschleife des Trams neu gestaltet und 2017 mit einer Velostation versehen. Zwischen 2018 und 2020 folgten der Umbau der Unterführung und die Erhöhung der Perrons. Und schliesslich wird Ende 2022 die Limmattalbahn auf der südlichen Hauptachse, der Hohlstrasse, in Betrieb genommen, wodurch sich das Tramnetz um über 12 Kilometer verlängert. 2022 entstehen auf der Nordseite ein neuer Fussweg zum neuen Eishockey-Stadion sowie ein Veloweg nach Schlieren. Zwischen 2028 und 2030 wird die Unterführung auf der Westseite saniert: Verbreiterung auf neun Meter, Trennung der Fuss- und Velowege, Bau einer Velostation mit 500 Plätzen. Angesichts der zahlreichen Bauherrschaften ist die minutiöse Koordination einer der Haupterfolgsfaktoren beim Umbau des Bahnhofs.
Es bestehen vielfältige Möglichkeiten für den kombinierten Verkehr. Der Bahnhof verfügt auf beiden Seiten über einen Platz, der sich dafür eignet: ein Tram auf der Nordseite, in Zukunft eines auf der Südseite (Limmattalbahn), vier Buslinien im Norden, sechs im Süden. Grosser Wert wird darauf gelegt, die Haltestellen so zu gestalten, dass die Reisenden möglichst kurze Wege gehen und nur selten Strassen überqueren müssen. Zusätzlich zu den öffentlichen Verkehrsmitteln bestehen 18 Carsharing-Plätze, 195 Parkplätze, 470 Veloplätze (je eine Velostation auf beiden Seiten des Bahnhofs), 35 Velos im Bike-Sharing sowie einige Plätze für Trottinetts und Scooter mit Sharing-System. Am späten Abend bedienen zwei Nachtbusse Altstetten. Zürich testet zudem einen Mini-Rufbus, den Pikmi, der jeden Tag von 20.00 bis 1.00 Uhr zur Verfügung steht.
3. Die sanfte Mobilität fördern
Auch wenn die öffentlichen Räume sehr einfach gehalten sind, gilt es zu betonen, wie leicht Fussgänger den Weg vom alten Dorfkern zum Bahnhof finden. Über einige Abkürzungen unter Gebäuden und den rechtwinklig angeordneten Strassen gelangen sie ganz selbstverständlich zum Bahnhof.
Die zentrale Unterführung ist heute breit und hell. Weil sie im Untergrund gebaut werden musste, kamen als Zugänge zu den Gleisen nur Treppen und Lifte infrage. Über Rampen sind die Gleise lediglich über die Unterführung auf der Westseite, die noch umgebaut und vergrössert werden wird, erreichbar.
Auf der Nordseite hat die neue Velostation ihr Publikum noch nicht wirklich gefunden, wahrscheinlich wegen der unauffälligen Signalisation und weil für die Unterquerung der Gleise früher immer die westliche Unterführung genutzt wurde.