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Zürich Oerlikon

Nominiert im 2019

1. Perfekt integrierter Bahnhof

Augenfällig sind die urbane Intensität des Komplexes, die Vielzahl an Umsteigevorgängen und die Verflechtung des öffentlichen Raums mit der Verkehrsinfrastruktur (Bahnhof oder Tram-/Bus- Umsteigeknoten). Offen, luftig, vielgestaltig präsentiert sich der Bahnhof. Die benachbarten Gebäude stammen aus den unterschiedlichsten Epochen und decken die ganze Bandbreite von niedrigen Bauten bis hin zu Hochhäusern ab. Hier ist die Dynamik einer Stadt zu spüren, die wächst und sich stetig verändert.

Zürich Oerlikon ist der siebtgrösste Bahnhof der Schweiz, den rund 50 Züge pro Stunde passieren (mehrere Linien des nationalen Fernverkehrs sowie 12 S-Bahn-Linien im Viertel- bis Halbstundentakt), insgesamt sind es 800 Züge pro Tag. Überdies wird dieser Verkehrsknoten von 3 Tramlinien und 9 Buslinien bedient. Aufgrund dieses herausragenden Angebots liegt der Anteil des Züricher ÖV beim Modal Split (über alle Verkehrsmittel betrachtet) bei 41 Prozent. Durch die Umwandlung des Industriequartiers im Norden in ein modernes, aufstrebendes Quartier (5000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 9000 Arbeitsplätze) und mit der Altstadt im Süden hat sich der Bahnhof zu einem Durchgangsort entwickelt, der die verschiedenen Teile der Stadt miteinander verknüpft. Dieses Konzept beruht auf einem Masterplan aus dem Jahr 2000, der 2009 um ein Leitbild zur Anbindung des Quartiers Ost ergänzt wurde, d. h. jenes Teils, der zwischen den trichterförmig zulaufenden Eisenbahngleisen liegt. Heute ist Oerlikon eine ÖV-Drehscheibe für Zürich-Nord und das mittlere Glattal.

2016 nutzten 85 700 Reisende pro Tag den Bahnhof (Summe aller Ein- und Ausstiege), der öffentliche Verkehr wird über drei Schnittstellen abgewickelt: 2018 waren es 8200 Reisende pro Tag im Norden, 19 500 im Osten und 23 800 im Süden.

Ein Bahnhof, an dem eine so hohe Zahl an Personenbewegungen stattfindet, muss zwingend über weitere Zugänge und Schnittstellen verfügen. Nach dem Umbau sind nun drei Unterführungen vorhanden sowie eine weitere, die dem Veloverkehr vorbehalten ist. Eine zusätzliche Verzweigung in der Unterführung dient der Anbindung eines neuen Quartiers. In zwei Unterführungen findet sich eine angenehme Anzahl an Geschäften. Aus den benachbarten Quartieren finden Fussgänger ganz intuitiv den Zugang zum Bahnhof, der mit gelben Glasdächern an den Eingängen zu den Unterführungen akzentuiert wird. In umgekehrter Richtung muss man jedoch die Örtlichkeiten kennen, um rasch zu begreifen, an welchem der Umsteigepunkte rund um den Bahnhof der gewünschte Bus- oder Tramanschluss zu finden ist. Ein typisches Problem grosser Verkehrsknoten, an denen die Umsteigepunkte verteilt werden müssen, was zu einer verminderten «Lesbarkeit» für gelegentlich Reisende führt.

Die reine Velounterführung bildet eine starke Verbindung für den Langsamverkehr zwischen den Quartieren im Süden und Norden. Dank der Zugangsrampen auf beiden Seiten können Velofahrende die Örtlichkeit ganz bequem durchqueren. Einziger Minuspunkt: Aufgrund der Lage der Velounterführung kreuzen diese die Fussgängerströme im unterirdischen Teil.

Zwei Velostationen mit jeweils rund 400 Plätzen runden die Möglichkeiten der intermodalen Mobilität ab. Eine Velostation befindet sich unter den Eisenbahngleisen und ist über die Velounterführung zugänglich. Die andere wurde am Eingang des östlichen Teils eingerichtet. In der Umgebung des Bahnhofs sind zudem 14 Mobility-Plätze zu finden.
Letztlich ist der generelle Eindruck dieses Komplexes jener eines öffentlichen Raums, der den Bahnhof durchquert – ein Bahnhof, der perfekt in die Stadt integriert ist.