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Preisträger 2017
Preisträger 2017

Château-d’Œx

Château-d’Oex wird der FLUX-Preis in der Kategorie «Touristischer Umsteigeknoten mit Meterspur» verliehen.

Hauptprojektleiter : M. Yves Pittet (MOB) | Hauptagent : M. Nicolas Simon (SD Ingénierie Lausanne SA) | Architekt : M. Stefan Ernst (MOB)

Nominiert
Innertkirchen (BE) | Arosa (GR)

Leistungskennzahlen

1. Der Bahnhof als Element der touristischen Entwicklung

Der Bahnhof Château-d’Oex wurde 1904 errichtet und 2015 beispielhaft renoviert. In zweijähriger Arbeit wurde die Original-Infrastruktur wiederhergestellt und an die heutigen Sicherheits- und Komfortkriterien sowie an die künftigen grossen Züge des TransGoldenPass angepasst. Die Gemeinde und die Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB) nutzten die Gelegenheit, um Anpassungen vorzunehmen, die diesem Bahnhof eine starke regionale Identität verleihen und den Reisenden einen unvergesslichen Eindruck vermitteln. Besondere Aufmerksamkeit galt der Gleisunterführung, einem zentralen Element in der Gestaltung dieses Orts. Der Künstler Franck Bouroullec gestaltete die Passage grossartig in Anlehnung an den örtlichen Kunsthandwerksstil der Scherenschnitte.

2. Zwischen Tradition und Moderne

Die Gemeinde Château-d’Oex liegt auf einer Höhe von 970 Meter im Waadtländer Pays-d’Enhaut. Sie grenzt an Greyerz, die Waadtländer Alpen und das Saanenland.

Seit 1904 durchqueren die Züge der Montreux-Berner Oberland-Bahn die Gemeinde, darunter auch der GoldenPass, der Montreux und Zweisimmen miteinander verbindet. Der GoldenPass zählt zu den grössten touristischen Attraktionen der Region und ist eine wichtige touristische Achse des Landes. Er trägt auch zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Region bei. Der Bahnhof hat daher strategische Bedeutung für das Leben und die Entwicklung in der Gemeinde.

3. Ein kleiner Bahnhof mit allem Komfort

Der Bahnhof vereint an einem Ort Zugverkehr, Postauto, Schülertransport, touristischen Verkehr und Taxis. Er verfügt über drei Hochbahnsteige, was dem BehiG entspricht und Personen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang ermöglicht. Das Umsteigen vom Zug auf den Bus erfolgt ohne lange Wege. Eine grosszügige Gleisunterführung erschliesst die Perrons über Treppen, Rampen und Aufzüge.

Aus dem Bahnhof gelangt man ebenerdig auf einen kleinen Platz. Dort befindet sich ein Ticketing, bei dem auch Informationen über die Region sowie regionale Produkte erhältlich sind. Daneben bzw. gegenüber befinden sich eine Bank, ein Restaurant, ein Veloabstellplatz, einige Parkplätze, Kurzparkplätze und touristische Informationstafeln. Im Süden führt die Gleisunterführung direkt zur Haltestelle des Postautos und zum Dorf. Im Norden gelangt man in ein Wohngebiet mit Chalets.

In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befinden sich auch eine Wohnliegenschaft und ein Oberstufenzentrum mit 17 Klassen. Die kurze Distanz zwischen Oberstufenzentrum und Bahnhof ist sehr praktisch für den Schülertransport, der mittels Zug oder Bus erfolgt.

Das Dorfzentrum befindet sich in ein paar Hundert Meter Entfernung. Es verfügt über eine Begegnungszone und eine Tempo-30-Zone; eine Verkehrsberuhigung, die sich letztlich bis zum Bahnhof erstrecken dürfte.

Die touristischen Hauptattraktionen (Dorfzentrum, Museum, Käserei, Espace Ballon usw.) befinden sich in einem Umkreis von 300 Meter um den Bahnhof.

4. Wille gepaart mit finanziellem Einsatz

Die beispielhafte Gestaltung des Bahnhofs ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Gemeindebehörden und des Transportunternehmens MOB, die beide dynamisch und innovativ sind. Im Zuge der Bauarbeiten wurden Infrastruktur und Gleise renoviert und an die Bedürfnisse der künftigen, 220 Meter langen Züge des GoldenPass angepasst. Ebenso wurden die Zugänge zum Bahnhof für Personen mit eingeschränkter Mobilität (PEM) tauglich gestaltet, die Bahnsteige erhöht, ein ansprechendes Verkaufs- und Informationszentrum für die Reisenden geschaffen sowie die Gleisunterführung gebaut.

Über die Modernisierung hinaus war es das Ziel, den Komfort, die Sicherheit und die Zugänglichkeit des Bahnhofs zu verbessern und zugleich das kulturelle Erbe und den ursprünglichen Charme des Bahnhofs zu wahren. Eine Herausforderung, die definitiv gelungen ist.

Die Gesamtkosten der Bauarbeiten betrugen 22 Millionen Franken und wurden zwischen MOB, Kanton und Gemeinde aufgeteilt.

5. Ein kunstvolle, ansprechende Gleisunterführung

Die Gemeinde nutzte die Gelegenheit, um die Fussgängerachsen des Dorfs zu verbessern und aus der Gleisunterführung – oft ein unsicherer Ort – ein Prunkstück zu machen. Der finanzielle Beitrag der Gemeinde für die Verlängerung der Gleisunterführung belief sich auf 740’000 Franken.

Bis zu diesem Zeitpunkt durchschnitten die Gleise das Dorf und zwangen die Fussgänger, einen gefährlichen Umweg über einen der beiden Übergänge an den Enden des Bahnhofs zu nehmen. Diese Übergänge gibt es jetzt nicht mehr. Die Wegführung verläuft nun durch die neue Gleisunterführung, die jetzt das Bindeglied zwischen der nördlichen und der südlichen Dorfhälfte darstellt.

Diese Unterführung wurde als echtes Kunstwerk gestaltet. Der Künstler Franck Bouroullec bemalte sie mit Porträts von Persönlichkeiten aus der Region in einem Stil, der an Scherenschnitte erinnert – eine typische lokale Kunsthandwerksrichtung. Dort finden jetzt auch Veranstaltungen statt, und die Bemalung wurde bei einem Wettbewerb von Retraites Populaires ausgezeichnet, was die Finanzierung sicherte.

Mit dem so charmanten und angenehmen Charakter der Gleisunterführung hat die Gemeinde die Fusswege des Dorfes erheblich aufgewertet. Die Nordmündung der Passage wurde durch einen Weg mit einer Rampe verlängert, um den Zugang für PEM, Kinderwagen und Velos zu erleichtern. Im Süden mündet die Gleisunterführung direkt an der Postauto-Haltestelle und einer Fläche, die langfristig als Tempo-30-Zone oder Begegnungszone ausgewiesen werden soll.