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Preisträger 2020
Preisträger 2020

Fiesch

Die neue Verkehrsschnittstelle in Fiesch wusste die Jury zu überzeugen. Der Bahnhof wurde um 400 Meter versetzt und gekonnt mit einer neuen Gondelbahn sowie dem Postauto-Terminal verbunden. Entstanden ist ein neuer, überaus funktionaler Verkehrsknoten am nördlichen Ortsrand.

Nominiert
Gland (VD) | Châtel-St-Denis (FR)

Leistungskennzahlen

1. Vorbildlicher Ansatz

Ursprünglich planten die Matterhorn Gotthard Bahn und die Aletsch Bahnen die Sanierung einiger Anlagen. Daraus entwickelte sich der Gedanke, die Verkehrsmittel an einem einzigen Ort zusammenzulegen, um das Umsteigen zu erleichtern. Die Gemeinde Fiesch nutzte diese Gelegenheit, um dank einer verbesserten Erreichbarkeit mit dem ÖV einen ganz neuen Denkansatz zu entwickeln und einen Beitrag zur Bündelung lokaler bzw. regionaler Ressourcen (Schulen, Geschäfte) zu leisten. Dieses sehr mutige, visionäre Projekt belegt eindrücklich, dass es im Tal eine Zukunft gibt. Es ermutigt die Jungen, zu bleiben und sich eher dort als in der Stadt niederzulassen.

Die Projektrealisierung ist aussergewöhnlich, da nicht nur die Transportunternehmen und die Gemeinde an der Finanzierung beteiligt sind, sondern auch ein privater Investor aus dem Tal einen Beitrag leistet. Herauszustreichen gilt es überdies die sehr kurze Zeitspanne zwischen der ursprünglichen Idee, den Bahnhof zu versetzen (2013), und der Inbetriebnahme des Bahnhofs (Baubewilligung im September 2018, Einweihung im Dezember 2019).

2. Schnittstelle mit hoher Lesbarkeit auf drei Ebenen

Den Reisenden präsentiert sich ein Gebäude, dessen verschiedene Funktionen sehr rasch zu erkennen sind:

  • Im Erdgeschoss der Platz, die Postautos, die Unterführung zu den Gleisen und die Warenannahme
  • Im ersten Stock der Bahnhof (Anbindung im Halbstundentakt Richtung Brig), der Empfang, die Dienstleister und die Geschäfte
  • Ganz oben die Gondelbahn

Die Verkehrsschnittstelle erschliesst sich sofort, selbst Touristen, die nur gelegentlich vor Ort sind. Sie ist kompakt, funktional und ökonomisch. Die Wege für den Wechsel auf ein anderes Transportmittel sind kurz. Das Gebäude ist in zwei Teile gegliedert, wodurch es sich trotz seiner Grösse leicht in das Dorfbild integriert. Die Materialien (Holz, Beton, transparenter Kunststoff und Glas) fügen sich harmonisch in die Umgebung ein und erleichtern die Orientierung im Innern.

Bezugsebene für das Gebäude ist das Niveau der Bahnsteige und der Fahrkartenverkaufs- und Informationsschalter im ersten Stock. Auf dieser Ebene ist auch ein Sportgeschäft mit Skiverleih angesiedelt. Abgerundet wird die Geschäftszone durch ein Café mit Blick auf den Platz und das Dorf. Da sich diese Dienstleister so nahe an den Perrons befinden, können Reisende bis kurz vor Abfahrt ihres Zuges von den Angeboten profitieren.

Die Garage der Postautos befindet sich im Erdgeschoss und geht auf den Platz hinaus. Sie dient auch als Haltekante und Unterstand für die Fahrgäste. Diese ökonomische Lösung optimiert die internen Verbindungen des Verkehrsknotens und den Postauto-Betrieb.

Die Gondelbahn verfügt dank Zehner-Gondeln über eine Kapazität von 1800 Personen pro Stunde. In der Station kann die Geschwindigkeit reduziert werden, sodass Personen mit eingeschränkter Mobilität leichter einsteigen können und die Beförderung von Gepäck und Sportgeräten vereinfacht wird. Überdies ist die Anlage auch für den Warentransport gedacht, von der Lastwagenankunft bis zur Endstation Fiescheralp.

3. Geplante Optimierungen

Der Platz vor dem Gebäude ist minimalistisch gehalten, bietet dadurch aber vielseitige, flexible Nutzungsmöglichkeiten und entspricht somit den sehr variablen Bedürfnissen eines Ferienorts. Die Fussgängerüberquerung über die Kantonsstrasse, die an den Platz angrenzt, ist noch nicht zufriedenstellend. Auf der Strasse wurde temporär eine Tempo-30-Zone eingerichtet. Weitere Sicherheitsmassnahmen werden basierend auf den aktuell beobachteten Verhaltensweisen ergriffen werden.

Künftig dürfte der Dorfkern durch den Bau eines Supermarkts näher an den neuen Bahnhof heranrücken. Im Projekt ist überdies eine Seilbahnverbindung nach Bellwald vorgesehen, die die Rolle des Bahnhofs als Mobilitäts-Hub für den Regionalverkehr noch weiter herausstreichen wird.

4. Videoportrait Fiesch