Preisträger 2022
Genève-Eaux-Vives
Das Projekt am Bahnhof Genf Eaux-Vives überzeugte die FLUX-Jury aufgrund seiner vielfältigen funktionalen und städtebaulichen Qualitäten.
Nominiert
Lancy-Pont-Rouge | Lancy-Bachet | Genève-Champel | Chêne-Bourg
1. Urbanität und Intermodalität durch öffentliche Räume
Das Projekt am Bahnhof Genf Eaux-Vives überzeugte die FLUX-Jury aufgrund seiner vielfältigen funktionalen und städtebaulichen Qualitäten.
Das Areal umfasst rund fünf Hektaren. Der unterirdische Bahnhof erstreckt sich über eine Länge von 400 Meter und ist durch drei Zugangspunkte erreichbar. Der 2010 lancierte Gestaltungswettbewerb ermöglichte die sorgfältige Gliederung der neuen öffentlichen Räume und Neubauten. Die Gestaltung der verschiedenen öffentlichen Räume des Areals bildetet den roten Faden des Projekts. Die erste Phase des Projekts endete 2020 und die zweite Phase wird 2025 abgeschlossen sein.
Vor allem die folgenden Punkte überzeugten die Jury:
- Eine klar erkennbare und praktische Intermodalität zwischen dem Léman Express und den beiden Tramlinien (gesamthaft besteht eine Verbindung alle drei Minuten), die auf der Route de Chêne verlaufen, die lokal als Stadtboulevard neu gestaltet wurde. Zudem befindet sich die Endstation der grenzüberschreitenden Buslinien, Busse und Taxis auf der gegenüberliegenden Avenue de la Gare.
- Eine konsequente Stadtentwicklung mit ca. 400 Wohnungen, Büros, Geschäften und einer Einkaufsgalerie im Zwischengeschoss des Bahnhofs.
- Der Bau von wichtigen öffentlichen Einrichtungen, die ideal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind: z. das neue Gebäude der Comédie de Genève (Theater), wichtige sozio-sportliche Räume (Kinderkrippe, Sporthallen, Schwimmbad, Kletterwand), etc. Und nicht zu vergessen: Der Léman Express verkehrt wochentags von 5.00 Uhr bis 0.30 Uhr und an den Wochenenden rund um die Uhr.
- Sorgfältig gestaltete öffentliche Räume, die eine Verbindung zu den benachbarten Quartieren schaffen. Man muss dabei besonders beachten, dass der öffentliche Raum aus vielen, allen zugänglichen, Orten besteht (Platz, Esplanade (Vorplatz), Avenue, Promenade), an denen die Menschen zusammenkommen – jeder davon mit seiner eigenen Stimmung, seinem eigenen Rhythmus und seinen eigenen spezifischen Funktionen. Diese Vielfalt an öffentlichen Räumen verleiht dem Projekt einen klar urbanen Charakter – daran ändern auch die 400 m nichts, welche die beiden Enden des Bahnhofs voneinander trennen.
- Der Fakt, dass das Areal sehr gut erschlossen ist – es verfügt über vier diagonal verlaufende Fussgängerwege, die ans nahegelegene und dicht bewohnte Quartier Eaux-Vives angebunden sind. Die Fussgängerwege sollen den Höhenunterschied zwischen den beiden Enden des Bahnhofs kompensieren – durch die Einkaufspassage und die Aussenplätze.
- Der Bahnhof ist ein Ort, an dem es sich flanieren lässt: Dazu bieten sich eine Avenue auf der Südseite, eine Esplanade in der Mittelachse über der Einkaufsgalerie und eine Promenade auf der Seeseite an. Die Promenade wird Teil des bestehenden «Voie Verte» (Grüner Weg) zwischen Annemasse und Eaux-Vives und es findet eine Verlängerung durch die Agglomeration hindurch statt.
- Das Projekt sieht ausserdem eine Velostation an jedem Ende und ein Parking mit Mehrzwecknutzung vor.
- Die von Jean Nouvel für dieses Projekt entworfenen Glasbausteine verleihen den fünf wichtigsten Bahnhöfen des Léman Express ihre eigene Handschrift und Identität. Sie sorgen für eine wundervolle natürliche Beleuchtung.
Die Methode, mit der dieses komplexe Projekt zum Erfolg geführt wurde, ist zu begrüssen. Durch die Gründung einer einfachen Gesellschaft – COMOGEV – konnte eine wohlwollende Führung des Projekts organisiert werden, bei der das kollektive Interesse im Vordergrund steht. So konnten eine korrekte Grundstücksbewertung und die Einheitlichkeit aller Bauwerke des Projekts sichergestellt werden – von ihrer Planung bis zu ihrer Inbetriebsetzung. Dank der COMOGEV konnte des Weiteren der Koordinations-, Informations- und Schlichtungsbedarf des Projekts gedeckt werden. Die Effizienz der COMOGEV kann auf die kleine Anzahl von Personen mit Entscheidungsbefugnis und auf ein gut erstelltes Pflichtenheft für die verschiedenen Interventionsbereiche zurückgeführt werden.