Skip to main content
Preisträger 2025
Preisträger 2025

Möriken-Wildegg

Die Gemeinde Möriken-Wildegg gestaltet ihre Zukunft und wertet ihr Kulturerbe auf

Eine Gemeinde, die ihr Schicksal in die Hand genommen hat: Dieser Aspekt hat die Jury neben den funktionalen und gestalterischen Qualitäten des Verkehrsknotenpunkts überzeugt.

Nominiert
Suhr (AG)
Arth Goldau (SZ)

Leistungskennzahlen

1. Schnellere Umsetzung durch Aufteilung

Den Anstoss für die Neugestaltung des Bahnhofs gaben die ab 2012 durchgeführten Studien zur Anpassung an das BehiG (Behindertengleichstellungsgesetz). Während des gesamten Projektverlaufs nahm die Gemeinde eine aktive und zukunftsgerichtete Haltung ein. Eine dieser Entscheidungen war die Aufteilung des Areals in drei Sektoren, um flexibler vorgehen und den zentralen Bereich des Bahnhofs rascher umsetzen zu können. Im nördlichen Teil ist eine Neugestaltung des Areals vorgesehen, auf dem sich ein ehemaliges Depot befindet. Hier soll ein Projekt zur Entwicklung eines Wohn- und Gewerbequartiers umgesetzt werden, das die Umgebung des Bahnhofs zukünftig aufwertet (Entscheidung/Zukunftsperspektive Nr. 2). Der dritte, südlich gelegene Sektor wird von einer der wenigen Bahnverladestellen (Freiverlad) eingenommen und sein Entwicklungspotenzial wird für einen späteren Zeitpunkt offengelassen.

2. Ein Bahnhof mit zwei Seiten

Die Neugestaltung des Areals hat zu einem zweiseitigen Bahnhof geführt, der auf beiden Seiten über eine Unterführung mit Rampe und Treppe verfügt. Die Haltestelle der Lokalbusse befindet sich auf dem östlich vom Bahnhof gelegenen Platz (Stadtzentrum) und die der Regionalbusse auf der Westseite der Gleise (Jura-Seite). Für Velos stehen auf der Ostseite 180 und auf der Westseite 120 Abstellplätze zur Verfügung. Ebenfalls auf beiden Seiten befinden sich P+R-Parkplätze (32 und 25 Plätze). Um Raum für zukünftiges Wachstum zu verfügen, hat die Gemeinde auf jeder Seite des Bahnhofs ein zusätzliches Busperron gebaut (Entscheidung/Zukunftsperspektive Nr. 3).
Die vierte bedeutende Entscheidung: Obschon der Bahnhof gemäss SBB-Klassifizierung in eine Kategorie fällt, für die keine Überdachung vorgesehen ist, wollte die Gemeinde den Einwohnern und Besuchern, die auf den Zug oder Bus warten, Schutz bieten. Sie wünschte sich daher eine grosszügige Überdachung, selbstverständlich aus Beton, da sowohl die Jura-Cement-Fabrik seit 1890 als auch das Unternehmen für Technik und Forschung im Betonbau (TFB) hier ansässig sind. Die SBB wird ein Drittel der Kosten übernehmen. Trotz seiner Grösse ist das Dach elegant und luftig. Bei der Konstruktion wurde zudem darauf geachtet, dass die Aussicht auf das Schloss Wildegg im Osten und auf den Jura im Westen gewährleistet sind.

3. Wachsende Verbundenheit der Bevölkerung

Fünfte Entscheidung: Die Gemeinde hat den Verkehr neu geregelt. Die Busse erhalten in einem grösseren Umkreis den Vorrang, damit sie den Anschluss an die Züge zuverlässig gewährleisten können. Die Auswirkungen davon sind bereit sichtbar, da die Auslastung seit der Neugestaltung des Bahnhofs um 15 Prozent auf 1500 Reisende pro Tag gestiegen ist. Dieses Wachstum wird ab 2028 mit dem Bau der zukünftigen regionalen Sekundarschule noch verstärkt, da ein Teil der Schüler den Zug benützen kann.
Da Wildegg über keinen Dorfplatz verfügte, fällte die Gemeinde die sechste wichtige Entscheidung, die die Werte Kultur und Gemeinschaft verbindet. Vor dem früheren Standort des Bahnhofsgebäudes ist ein schöner, kleiner, mediterran angehauchter Platz mit horizontal zugeschnittenen Platanen entstanden. Er umfasst einen Brunnen und einen kleinen Pavillon, in dem sich Toiletten und ein Technikraum befinden. Das Gebäude ist mit einem durch Blumenmotive perforierten Blechdach gedeckt. Diese Motive weisen auf die Geschichte der Textilindustrie in Wildegg hin: Die Gemeinde war vor rund 300 Jahren das wichtigste Zentrum für den Druck und das Färben von sogenannten Indienne-Textilien in der Deutschschweiz.
Belebt wird der Platz durch einen AVEC-Laden im ehemaligen Bahnhofsgebäude, eine durch die Gemeinde im Winter eingerichtete provisorische Kunsteisbahn – die rege genutzt wird – und durch die in eine Begegnungszone umgewandelte Bahnhofstrasse.