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Bahnhof und Begegnungszone

Begegnungszonen ermöglichen eine Aufwertung des öffentlichen Raums rund um Bahnhöfe, fördern die Mobilität und den Fussverkehr, schaffen neue Aufenthaltsräume und beruhigen Transitbereiche.

1. Eine Win-win-Situation

Die Bahnhöfe entwickeln sich weiter und schaffen neue Zentren städtischen Lebens. Nebst ihrer Funktion als Transportschnittstellen wirken sie auch als Magnet für Geschäfte, Büros, Verkaufsstellen, Restaurants und teilweise Wohnungen. Sie stellen zudem neue Mobilitätsangebote bereit: Velos in Selbstausleihe, Ladestation für Elektrofahrzeuge und E-Bikes, Autos in Selbstausleihe usw. Die Passagierströme nehmen zu und müssen sich harmonisch in die verschiedenen Mobilitätsformen einfügen.

Daher ist ein gutes Management des öffentlichen Raums ein zentrales Anliegen. Mit der Gestaltung einer Begegnungszone beim Bahnhof werden folgende Ziele verfolgt:

  1. Verbesserte Steuerung der Bewegungsströme: Bahnhöfe sind Orte mit dichten Fussgängerströmen. Das Gestalten von funktionierenden Fussgängerdrehscheiben ist eine notwendige Voraussetzung für die gute Steuerung von Bewegungsströmen und Anschlüssen. Eine der Besonderheiten von Bahnhofsumgebungen ist der Wechsel zwischen den grossen Fussgängerströmen bei der Ankunft und Abfahrt von Zügen und den ruhigen Phasen. An den meisten Bahnhöfen machen Nutzer, die mit dem Auto anreisen, weniger als 10 bis 20 Prozent der Passagiere aus. Aus diesem Grund müssen bei der Gestaltung neue Prioritäten gesetzt und die Koexistenz der verschiedenen Transportmittel gefördert werden. Die Begegnungszone ermöglicht fliessendere Verkehrsbewegungen. Bauliche Massnahmen an den Strassen und dem verfügbaren Raum sowie Verkehrsberuhigung verleihen diesem Raum eine ruhigere Atmosphäre.
  2. Förderung von kombinierter Mobilität und Umsteigemöglichkeiten: Die Begegnungszone ist gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Mit ihrer Einführung wird das Umsteigen vereinfacht und die Distanzen zwischen den Transportmitteln verkürzt. Bei grossen Bahnhöfen fördert die Begegnungszone die Schaffung eines effizienten Fussgängernetzes.
  3. Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit: Die Schaffung eines neuen, hochwertigen öffentlichen Raums und einer angenehmen Atmosphäre für die Fussgänger lädt zum Flanieren und Verweilen ein und kreiert neue Treffpunkte. Die Nutzer eignen sich den öffentlichen Raum an. Eine grössere Begegnungszone schafft eine ruhige Umgebung für Restaurant-Terrassen und ein lebendiges Zentrum, wo sich Anwohner treffen können.
  4. Erhöhung von Sicherheit und Komfort für Nutzer: Fussgänger, Velofahrer und Nutzer des öffentlichen Verkehrs halten sich in einem Umfeld auf, das mit Blick auf ihre Sicherheit und ihren Komfort ausgebaut ist. Das Kräfteverhältnis wird zugunsten der Fussgänger ausgeglichen, die Vorrang haben. Tiefere Geschwindigkeiten bei Bahnhöfen bewähren sich bereits lange: Fussgängerströme, Taxis, Busse und Autos kommen so reibungslos aneinander vorbei.
  5. Lokale Verkehrsreduktion: Die Einführung einer Begegnungszone geht einher mit einem Rückgang der Fahrzeugströme und ermöglicht die Beseitigung des Transitverkehrs. Die Strasse verliert ihr typisches Erscheinungsbild. Rund um die Bahnhöfe bilden die Begegnungszonen eine Art Pufferzone. Sie fördern die Erreichbarkeit der Bahnhöfe, halten aber den Transitverkehr fern. Dadurch gewinnen alle.
  6. Ausbau des öffentlichen Raums zur Fussgängerzone: Die Errichtung einer Begegnungszone kann mit Blick auf den Ausbau zu einer Fussgängerzone in die Überlegungen einfliessen und Teil einer Test- und Annahmephase für die Bevölkerung bilden, wie dies in Delsberg der Fall war (siehe Foto).
  7. Steigerung der Attraktivität des Bahnhofs: Der Platz oder die Strassen, die zu Begegnungszonen umgestaltet wurden, vermitteln einen positiven, einladenden und charaktervollen ersten Eindruck. Die Bahnhofsumgebungen wurden lange vernachlässigt und verkamen oft zu unwirtlichen Orten: Parkplätze, unattraktive Abstellflächen oder Brachen, die den eigentlichen Bahnhof teilweise düster wirken liessen. Die Begegnungszone ermöglicht eine Aufwertung nahegelegener öffentlicher Räume und schafft für Geschäfte, Restaurants und angrenzende Liegenschaften einen Mehrwert.

Deshalb ist bei der Gestaltung des Bereichs rund um einen Bahnhof die Begegnungszone ein entscheidendes Element, unabhängig von dessen Grösse. Ihre Umsetzung trägt dazu bei, dass der Bahnhof des 21. Jahrhunderts nicht nur als Verkehrsknotenpunkt dient, sondern auch als stadttypischer Lebensraum.

Mehr Infos unter https://www.verkehrsclub.ch/themen/strassen-fuer-alle/begegnungszonen/bahnhof/

Autor
Françoise Lanci-Montant
Leiterin Bureau-Conseil
VCS Verkehrsclub der Schweiz
Datum : 26.11.2018